Wir schreiben das Jahr 1974
Die Vorbereitungen für das 100-jährige Jubiläum laufen auf Hochtouren. Das ganze Dorf ist auf den Beinen.
Beim sauber machen und schmücken der Halle für das Jubelfest sind ein paar Frauen zusammen und überlegen sich, dass sie doch auch im Schützenverein mitmachen könnten. Nicht einfach so, sondern als vollwertiges, zahlendes Mitglied. Gesagt – getan.
Über das Fest in 1974 wurde Hans-Georg Dickel, der damalige 1. Vorsitzende -auch Graber genannt, immer wieder auf das Thema Frauen im Schützenverein angesprochen von den Damen.
„Das geht nicht!“, „Nein, das können wir nicht machen!“ so der Graber. Doch irgendwann hatten die Frauen ihn soweit.
Am Schützenfestmontag, nach dem Jubelgeckschießen, ging es an das Geckschiessen.
Plötzlich und zum Erstaunen der Anwesenden „zogen sich die Männer nach gutem Zureden zurück“ und die Frauen durften nun beim Schießen Hand anlegen.
Erika Hetzler schoß auf diesem besonderen Fest als erste und einzige Frau den Geck.
Montag, der 29. Juli 1974 kann somit als Geburtsstunde der Damenabteilung bezeichnet werden.
Nicht alle waren damals begeistert. Es hat seine Zeit gebraucht. Doch heute ist die Zugehörigkeit und das aktive Mitwirken der Damenabteilung völlig normal. Viele sind damit aufgewachsen und haben die Abteilung der Damen überhaupt nicht in Frage gestellt. Doch das Schießen des Gecks durch eine Frau war eine einmalige wunderbare Sache.
1974 wurde bei der Generalversammlung im Oktober eine Sprecherin für die Damen in den Vorstand gewählt.
1975 war die Zahl der Schützenschwestern bereits auf 50 gestiegen.
Die Damen schossen unter sich einen Wanderpokal -den Damenpreis- aus.
Im Oktober 1975 zur Generalversammlung stifteten Lieselotte und Willi Dickel dem Schützenverein einen Wanderpokal für die Frauen. Dieser sollte ab dem nächsten Fest unter den Damen ausgeschossen werden, d.h.: die Siegerin behält für das folgende Jahr den Pokal, ihr Name mit Jahreszahl des betreffenden Schützenfestes wird eingraviert und nach Ablauf des Jahres bekommt sie einen Orden.
Auf der Generalversammlung wurde ebenfalls beschlossen, den Pokal „Reinhard Dickel Gedächtnispokal“ zu nennen – nach dem am 08.02.1975 verstorbenen Sohn des damaligen Vorsitzenden Hans-Georg Dickel.
Im Jahr 2010 machten sich die Schützenschwestern Gertraude Fritsche, Monika Leber und Doris Hetzler Gedanken zur Damenpokalträgerin, die auf auswärtigen Festen gar nicht zu erkennen war an einem äusseren Zeichen -wie z.B. die Krone bei der Königin. Um sicher zu gehen, dass der Pokal nicht abhanden kam und kommt, wurde und wird er nur auf dem Schützenfest im Umzug mitgenommen.
Die 3 setzten sich also zusammen und stellten auf der Generalversammlung im November des gleichen Jahres vor, ob nicht eine Kette -ähnlich die des Königs – etwas für die Damenpokalträgerin wäre. Finanziert werden sollte das Ganze durch ehemalige Damenpokalinhaberinnen.
Der Vorschlag wurde angenommen.
Sofort meldeten Sich Geldgeber aus der Versammlung. Eine weitere Sammlung brauchte nicht erfolgen.
Die Kette wurde angeschafft! Und als auf dem Damenpokal kein Platz mehr war für weitere Namen der Damenpokalträgerinnen einzugravieren, wurden nun die Namen der Pokalträgerinnen auf die Kette graviert.
Die 1. Dame, die die Kette trug, war im Jahr 2011 Silvia Mönig.
Allerdings holte sie den damaligen Gästepreis -eine Schützenliesel- von der Stange (das nur so am Rande).
Der Andrang unter der Vogelstande, wenn es um den Damenpokal geht, ist immer sehr groß und zeigt, wie wichtig der Preis für uns Damen ist. Für jede ist es eine Ehre, den Pokal im Umzug zu tragen und ihn ein Jahr ein Jahr zu Hause haben zu dürfen.
Damit Gerechtigkeit herrscht, wurde beschlossen, 3 Jahre mit dem Schießen zu pausieren, bevor die Schützenschwester wieder mit auf den Preis schießen darf.
Wichtig ist uns Damen auch, einmal mit unserem Mädchennamen auf dem Pokal verewigt zu sein und ein zweites Mal -im Falle einer Heirat- mit dem neuen Namen.